Die Abwehr der Ungarn
Auch die Aufgabe als Reichsfürst nimmt Ulrich sehr ernst. Für die Sicherung des Friedens und der inneren Ordnung macht er sich an der Seite Otto I stark. Mit ihm, der nur wenige Wochen vor Ulrich sterben wird, verbinden ihn freundschaftliche Bande. Sein größtes historisches Verdienst bleibt die Abwehr der Ungarn. Durch die inneren Stammesfehden war das Reich geschwächt: was für eine Einladung an die ungarischen Reitertruppen zur neuerlichen Invasion. Bayern hatten sie unter Horka Bulcsu heimgesucht und den angrenzenden Teil Schwabens bis zur Iller gebrandschatzt.
Am 8. August 955 beginnen sie Augsburg zu belagern. Ulrich hatte sie zuvor durch eine niedrige, aber gemauerte Wehrmauer befestigen lassen. In der Ulrichsvita wird das Weitere genau beschrieben:
Ulrich hatte innerhalb der Stadtmauern zahlreiche erfahrene Kämpfer, darunter engste Familienangehörige, zusammengezogen.
Durch einen überraschenden Ausfall aus dem Osttor werden die anreitenden Ungarn überrascht. Ulrich wird mutig auf dem Pferd reitend nur mit Stola angetan und das Kreuz in der Hand geschildert. Vom Himmel her sei ihm ein Engel mit der Crux victorialis zu Hilfe geeilt. Ulrich, der ein geübter Reiter war und als Reichsbischof immer wieder auch militärische Einsätze an vorderster Front mitgemacht hatte, darf man sich auch bei der Lechfeldschlacht vorstellen. Als ihr Anführer tödlich verwundet wird, lassen sie vorerst ab. Sofort werden Schäden ausgebessert. Ulrich bittet die Ordensfrauen der Stadt zu beten und geht im Gebet selbst inbrünstig voran.
Am nächsten Morgen, es ist der Laurentiustag, wird das Morgenlob angestimmt, die Hl. Messe gefeiert und alle mit der heiligen Wegzehrung gestärkt und ermutigt. Die Ungarn haben derweil die Stadt umzingelt, wagen aber nicht den Angriff. Als sie erfahren, dass König Otto mit einem Heer anrückt, entschließen sie sich, ihm auf offenem Feld entgegenzutreten. 8000 Reiter -König Otto an der Spitze- kämpfen am 10. August gegen die Ungarn. Obwohl die Ungarn zahlenmäßig weit überlegen sind, erleiden sie eine vernichtende Niederlage. Bei der Schlacht, die Ulrich mit dem Gebet seiner Bewohner in der Stadt unterstützt, lassen sein Bruder Dietpald und sein Neffe Reginbald ihr Leben. Tags darauf sucht Bischof Ulrich seine Verwandten und bestattet sie im Augsburger Dom.
Und wiederum geht Ulrich, wie zu Beginn seiner Amtszeit unverzüglich daran, die großen Schäden zu beheben. Die Ungarn werden sesshaft und vor allen von Passau aus missioniert. Bereits im Jahre 1000 übernimmt mit König Stephan ein Heiliger die Herrschaft. Als Dank verleiht Otto I dem Bischof Ulrich das Münzrecht für Augsburg.
Ulrichs späte Jahre
Ulrich regiert ein halbes Jahrhundert. Bei der Schlacht auf dem Lechfeld war er bereits stattliche 65 Jahre alt. Und sollte doch noch weitere 18 Jahre sein Bistum leiten. Dies tat er mit großer Entschlossenheit.
Immer wieder bis ins hohe Alter war er viel auf Reisen, trotz der Rückenbeschwerden, die den 1.83 groß gewachsenen Greis am Ende geplagt haben. Gewiss hatte er auch wachsendes Bedürfnis, sich gegen sein Lebensende zu auf den Heimweg vorzubereiten und ein Leben des Gebetes und der pastoralen Hirtensorge zu führen. So wollte Ulrich die Frage seiner Nachfolge noch zu Lebzeiten geregelt wissen. Dabei setzte er auf seinen Neffen Adalbero.
Es gehört zu den schweren Erfahrungen kurz vor seinem Tod, dass der verheißungsvolle Neffe plötzlich verstarb und ihn kurz darauf auch die Todesnachricht seines Freundes Otto I erreichte. Ganz menschlich wird uns Ulrich geschildert, als er nach dem Tod seiner Freunde als „vereinsamt in der Welt“ dargestellt wird.
Foto: Martin Riß, St. Ulrich/Seeg