Zur Geschichte des Ulrichskreuzes

Nach alter Überlieferung hat der hl. Ulrich 954 bei einem Papstbesuch in Rom ein Teilchen vom Kreuze Christi bekommen, das er fortan als Brustkreuz bei sich trug. Es wurde ihm bei seinem Tode 973 mit ins Grab gegeben, 210 Jahre später bei der ersen Öffnung der Grabstätte gefunden und entnommen. Den glücklichen Ausgang der Lechfeldschlacht von 955 brachte man mit dem Gebet des Heiligen und dem Segen seines Kreuzes in Verbindung.

Als man die Kreuzreliquie im 14. Jahrhundert in ein kleines kreuzförmiges Gehäuse einschloss, versah man es nicht nur mit einer kunstvollen Astkreuzdarstellung, sondern rückseitig mit dem Hinweis „Crux victorialis sancti udalrici epi aug“, d. h. „Siegendes Kreuz des hl. Ulrich, des Bischofs von Augsburg“. Das kleine vergoldete und emaillierte Silbergehäuse wurde Ende des 15. Jahrhunderts einem äußerst kostbaren zweiten Goldgehäuse anvertraut, das 12,5 cm hoch und dreimal größer ist als das innere Behältnis. Es wurde mit Edelsteinen reich verziert und sollte Kostbarkeit und Reichtum des erlösenden Kreuzes zum Ausdruck bringen. Das im Jahre 1494 vergoldete große Gehäuse nennt in der Bodenplatte Nikolaus Seld als seinen Meister.

Mit seinen beiden Fassungen wird das Ulrichskreuz bei festlichen Gelegenheiten in einem besonderen Ostensorium gezeigt und bei Prozessionen mitgeführt.

Die Benediktiner von St. Ulrich und Afra in Augsburg gaben Nachbildungen des Ulrichskreuzes als Wallfahrtsandenken aus. Sie wurden vorher an der Kreuzreliquie berührt und den Leuten als Berührungsreliquie mitgegeben. Diese wollten den Segen des Ulrichskreuzes mitnehmen, ihn ihren Angehörigen und sich selbst in Haus und Hof weitergeben.

Dieser Brauch wurde wieder aufgegriffen, als Bischof Joseph Freundorfer im Jahre 1955 die Ulrichswoche ins Leben rief und damit die Ulrichswallfahrt wiederbelebte. Seitdem werden auch wieder Ulrichskreuze geprägt, die sich in ihrer äußeren Form an das Gehäuse anlehnen, in dem seit dem 14. Jahrhundert das eigentliche Ulrichskreuz verwahrt wird. Neben dem Astkreuz erscheinen dabei auf der Vorderseite auch andere Motive, die sich in der Regel auf besondere Gedenktage der Diözese Augsburg beziehen, wie etwa auf Jubiläen der hl. Afra oder des hl. Simpert. So ist das Ulrichskreuz nicht nur Brücke zur Vergangenheit, sondern auch Zeitdokument und damit ein Hinweis, dass das Kreuz Christi auch für uns Bedeutung hat.